Theorie

Einleitung:

Schlaflosigkeit ist in der heutigen Zeit ein allgegenwärtiges Problem. Viele Menschen kämpfen mit Antriebslosigkeit und Müdigkeit während des Tages, sowie einem folgenden schlechten und kurzen Schlaf. Dies führt auf Dauer sowohl zu körperlichen als auch zu geistigen Problemen. Gründe dafür sind in der heutigen Gesellschaft leicht zu finden, denn das Lebenstempo steigt und der Lebensstil wird zunehmend komplizierter. Dies ist immer in Verbindung mit Stress und einem steigenden Druck von außen. Es ist nicht möglich die heutige Zeit mit der des alten Chinas zu vergleichen. Damals war das Leben wesentlich einfacher und ruhiger. Heute haben immer mehr Menschen durch zunehmende Arbeitszeiten, Fernsehen, Handy und das Internet und die damit verbundene ständige Erreichbarkeit, mit den Problemen von Schlaflosigkeit zu kämpfen.

Warum muss man schlafen?

Nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin befindet sich im Körper ein Abwehr-Qi, das so genannte „Wei Qi“. Dieses Qi fließt während des Tages, also nach Sonnenaufgang, im Yang Bereich des Körpers. In der Nacht fließt es dementgegen im Yin-Bereich. Für einen gesunden Menschen ist es daher von großer Bedeutung tagsüber fit zu sein, sowie Wachheit und Klarheit zu spüren. Gleichzeitig sollte man in der Nacht das Bedürfnis haben zu schlafen. Aus unterschiedlichen vorher genannten Gründen ist dies jedoch bei einer Reihe von Menschen nicht der Fall. Vor allem Stress kann zu einer Disharmonie des Wei Qi führen. Zudem haben auch ältere Menschen vermehrt mit einer bestimmten Richtung von Schlaflosigkeit zu kämpfen. In der Regel wird mit zunehmenden Alter das Qi, sowie auch das Blut schwächer. Dies führt unter anderem dazu, dass ältere Personen tagsüber eine stetige Müdigkeit verspüren und abends meist wach sind.

Woher kommt die Schlaflosigkeit?

Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin müssen in einem solchen Fall die Ursachen analysiert werden. Grundlegend liegen die Hauptgründe bei Herz und Nieren. Es besteht das Problem, dass das Herzfeuer zu stark ist und somit nicht nach unten kommen kann. Es kann also nicht harmonisiert werden. Gleichzeitig ist das Nierenwasser zu schwach und kann gegenläufig nicht nach oben steigen. Diese Disharmonie führt unter anderem zu Schlaflosigkeit. Eine Heilung dieses Ungleichgewichts ist nicht leicht und muss daher langfristig und mit Geduld behandelt werden. Vor allem die hier vorgestellte Übung 3 kann für die Harmonisierung des Herzfeuers und Nierenwassers gut verwendet werden.

Bao Jin & Yang Shen

Schon von 2500 Jahren wurde der „Klassiker des Gelben Kaisers“ verfasst, welcher aus mehreren Bänden besteht. Einer davon, der Band „素问 (Süden)“, behandelt unterschiedliche Methoden der Gesundheitserhaltung. Für diesen wurden zwei grundlegende Methoden vorgestellt: „Bao Jin“ und „Yang Shen“.

„Jin“ bedeutet Essenz, „Bao“ wird mit bewahren übersetzt. Im ersten Fall geht es also um die Bewahrung der Essenz. Dies bedeutet, dass man sich immer bewegen sollte, jedoch nicht in übertriebenem Maße. Es gilt demnach eine gute Mischung zu finden, das heißt nicht zu viel und auch nicht zu wenig Bewegung. Auf Chinesisch sagt man „Lai Yi Jie He“. Man darf sich also nicht zu sehr anstrengen bzw. mit zu viel Muskelkraft arbeiten, denn dies würde wiederum zu vermehrter Anstrengung führen. Dementgegen ist es auch nicht förderlich den ganzen Tag zu sitzen oder zu liegen. Beides im Übermaß schadet dem so genannten Essenz-Qi.

„Yang Shen“ bedeutet den Geist (Shen) ernähren (Yang). In diesem Sinn kann man ernähren auch mit beruhigen gleichstellen. In der heutigen Zeit wird durch die Arbeit, Internet, Fernsehen usw. unsere Aufmerksamkeit oft ausschließlich nach außen gerichtet. Das heißt unser Gehirn konzentriert sich lediglich auf äußere Erscheinungen. Dadurch werden mit der Zeit die körpereigenen Funktionen so zu sagen verwirrt. Unser Gehirn hat unter anderem die Eigenschaft Körperfunktionen zu kontrollieren, zu regulieren und zu verbessern. Gleichzeitig überwacht es alle Funktionen des Körpers, wie beispielsweise die inneren Organe, findet Schwachstellen und korrigiert diese. Wenn man sich nur auf äußere Dinge konzentriert, hat das Gehirn und damit auch der Körper keine Zeit mehr seine eigenen ausgleichenden Funktionen zu nutzen.

Zusammenfassend muss man also den Körper regelmäßig bewegen und gleichzeitig den Geist ernähren. Für einen guten Schlaf ist es nach Traditioneller Chinesischer Medizin wichtig „Shen“ zu beruhigen. Um dies zu erreichen ist es unter anderem von großer Bedeutung entspannt zu bleiben, wofür die hier vorgestellte erste Übung sehr hilfreich ist. Schlaflosigkeit ist allgemein ein schwerwiegendes Problem womit viele Menschen über Jahre hinweg zu kämpfen haben. So können auf Grund mangelnden Schlafes unter anderem auch Depressionen entstehen, was sogar zu einem so starken Leiden führen kann, dass manchen Personen nicht mehr leben wollen. Doch auch umgekehrt können schon vorhandene Depressionen zu Schlaflosigkeit führen. Daher ist es laut Traditioneller Chinesischer Medizin wichtig das „Shen“ zu ernähren (Übung 1) und gleichzeitig das Essenz-Qi aufzubauen, wobei dafür die unten vorgestellte zweite Übung genutzt werden kann, um dem Problem der Schlaflosigkeit entgegen zu wirken.

 

 

 

 

 

 

Übungen gegen Schlaflosigkeit

Grundlegend können alle hier vorgestellten Übungen im sitzen, liegen oder stehen ausgeführt werden.

 

  1. Fangsong Gong

Dier erste Übung kann gut im liegen vor dem Einschlafen im Bett durchgeführt werden. Es geht dabei um das Erreichen einer tiefen Entspannung. So wird der gesamte Körper von Kopf bis Fuß nach und nach entspannt.

Durchführung: Wir liegen entspannt am Rücken im Bett und beginnen indem wir unsere Aufmerksamkeit auf die Kopfhaare richten. Von den Haaren gehen wir weiter über die Stirn bis zu den Augenbrauen. Dieser Bereich ist äußerst wichtig. Manchmal spürt man dort selber Verspannungen, denn eine zusammengezogene und damit angespannte Stirn ist ein eindeutiges Zeichen für Stress. Es klingt für viele zunächst ungewohnt die Augenbrauen zu entspannen, jedoch ist dies eine gute und effektive Möglichkeit das gesamte Gesicht und damit auch den Geist zu entspannen, wenn man sich darauf konzentriert. Von den Augenbrauen richten wir unsere Aufmerksamkeit langsam weiter zu den Augen, der Nase, dem Mund, dem Kinn und die Backen. Mehr und mehr wird das gesamte Gesicht entspannt. Von dort entspannen wir weiter die Ohren, den Hinterkopf und den Nacken, bis unser gesamter Kopf vollkommen entspannt ist. Im nächsten Schritt konzentrieren wir uns auf den Hals, die Schultern und von dort über den Arm, die Ellenbogen bis zu den Fingern. Danach gehen wir zur Brust, entspannen diese und konzentrieren uns in weiterer Folge auf die inneren Organe (Lunge, Herz, Milz, Magen, Leber und Darm). Alles wird entspannt. Wir folgen danach von den Schultern aus der Hinterseite unseres Körpers. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf den gesamten Rücken bis zur Hüfte. Weiter geht es von der Hüfte über die Oberschenkel, die Knie, Unterschenkel bis zum Fußgelenk und die Zehen. Alles wird langsam, Schritt für Schritt, entspannt.

Grundlegend ist diese Übung neben der in der Theorie beschriebenen Ernährung des „Shen“ auch deshalb gut gegen die Schlaflosigkeit, weil viele Personen durch die Konzentration auf den eigenen Körper schon einschlafen bevor sie bei den Zehen angelangt sind.

 

  1. Qiang Shen Gong

Bei dieser Übung geht es um die Stärkung der Nieren. Sie besteht aus zwei Teilen (a, b). Die Übung sollte insgesamt 10 Minuten geübt werden.

  1. Wir konzentrieren uns zunächst auf das Dantian, welches sich 2-3 Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels befindet. Man atmet in das Dantian ein und wieder aus. Wir stellen uns vor, dass das Dantian eine (Qi) Kugel ist, so groß wie ein Tennisball. Bei der Einatmung wächst diese Kugel zu einem Volleyball an und bei der darauffolgenden Ausatmung schrumpft der Qi-Ball wieder zusammen. Diese Übung sollte 5 Minuten lang ausgeführt werden.
  2. Auch beim zweiten Teil dieser Übung wächst der Qi-Ball mit der Einatmung, wie im Teil a beschreiben. Gleichzeitig bewegt er sich vom Dantian nach hinten zu den Nieren. So befinden sich nun die Nieren innerhalb unseres gewachsene Qi-Balles. Mit der folgenden Ausatmung wird der Ball wieder kleiner und kommt gleichzeitig zurück nach vorne bis zum Dantian, wodurch die Nieren sich wieder außerhalb des Qi-Balles befinden. Auch diese Übung sollte man 5 Minuten machen.

 

  1. Shui Huo Xiang Ji

Wie schon im Theorieteil angesprochen ist laut Traditioneller Chinesischer Medizin ein grundlegendes Problem bei Schlaflosigkeit, dass das Herzfeuer zu stark und das Nierenwasser zu schwach ist. Daher wird mit Hilfe dieser Übung das Herzfeuer beruhigt und das Nierenwasser gestärkt. Ist die Schlaflosigkeit schlimm sollte man diese Übung 30 Minuten täglich durchführen.

Durchführung: Bei der Einatmung lenken wir das Qi vom kleinen Finger aus (den Herzmeridian entlang) auf der Innenseite des Armen bis zu Lunge nach oben. Bei der darauffolgenden Ausatmung führen wir das Qi von der Lunge bis zum Dantian. Wiederum stellen wir uns vor, dass das Dantian wie eine, zunächst kleine, Qi-Kugel ist. Bei der neuerlichen Einatmung wächst die Qi-Kugel an und bei der folgenden Ausatmung schieben wir in der Vorstellung dieses Dantian-Qi bis zu den Nieren. Dort verharren wir 3 Atemzüge und stellen uns wiederum vor, dass bei der Einatmung das Nieren-Qi größer und bei der Ausatmung wieder kleiner wird.

Danach beginnen wir wieder von Vorne beim kleinen Finger und führen die Übung mehrmals durch.

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